Mittwoch, 27. März 2013

Weingut Nikolai, Michelmark Riesling Spätlese trocken

Aus dem für hervorragende Riesinge bekannten Rheingau, zeigt sich dieser trockene Riesling Spätlese als ausgezeichnter Vertreter seiner Sorte:
Vielschichtige intensive Aromen, kräftige harmonische Säure, anhaltendes und nobles Bouquet und eine gute Lagerfähigkeit.
Viel Wein für wenig Geld!
Preis 7,99 €




Pressebericht über das Weingut Nikolai in VivArt
KEIN DINGS AN BUMS
In der Weinbranche ist alles schnell überdreht und Kult. Die globale Weinwelt scheint 
sich immer schneller um sich selbst zu drehen. Da ist ein Weingut wie Heinz Nikolai in Erbach 
einfach ein Genuss.
 Von Manfred Lüer


Wie gut ist gut? Wie klasse klasse? Manchmal habe ich tatsächlich dieses Gefühl: Es gibt nur noch Weltklasse oder 
Schrott. Das, wonach wir alle eigentlich suchen, der gesunde Mittelbau, das einfach Gute, scheint bis auf wenige 
Nischen längst passé. Zu schnell das digitale Zeitalter, zu 
gerafft die Sicht auf die Dinge, zu hektisch der Alltag, zu 
zyklisch die Phasen. Das ganze Bohei um Ratingagenturen, 
das Social-Media-Fieber, der Börsencrash und Börsenhype. 
Wann kommt die nächste Welle? Das beste Beispiel für unseren gigantischen XXL-Großartizismus ist die Phrase „die 
besten bla bla aller Zeiten“. Das ist doch gaga. Als wenn 
es Spielfilme schon in der Steinzeit gegeben hätte. Oder 
Rocksongs. Wargames. Basketballspieler. Gartengeräte. 
Oder gar Blondinenwitze.
In Erbach arbeitet einer, dem das alles schnurzpiepegal zu 
sein scheint. Das ist es wahrscheinlich gar nicht, aber zumindest regiert hier ein angenehmes Laisser-faire. Denn 
Frank Nikolai vermittelt nicht den Eindruck, dass er den 
großen Zirkus wirklich braucht – er macht einfach nur gute 
Weine. Damit, so könnte man fast etwas boshaft behaupten, macht er sich in unserer vom Trend bestimmten Spaß-
gesellschaft doch nur selbst das Leben schwer. Kein Dings 
an Bums. Kein schnickiger Schnack. Kein petetiges Ete. 
Nein, das alles braucht Frank Nikolai nun wirklich nicht. 
Und das ist gut so! Nikolai ist ein Best Ager, Familienvater, er 
kennt seine Weinberge aus dem Effeff. Die Familie arbeitet 
als Team. Vor allem aber darf man in Ruhe probieren, hört 
kein Gemecker über den winzernden Kollegen von nebenan, der trotz angeblich schlechterer Weine den größeren 
Schlitten fährt, und kann sich so auf das konzentrieren, worum es doch eigentlich geht: um sorgfältig geführtes Handwerk ohne Überdrehungen und Umdrehungen. Denn, das 
schmeckt man gerade auch im Jahrgang 2010, es gibt beim 
Weingut Heinz Nikolai leckere Reinschmeck-Rieslinge, die 
nichts anderes sein sollen und wollen als sie selbst. 
Das ist wie beim Golfschwung. „Jetzt schlag ich besonders 
weit“ ist die beste Garantie dafür, dass wegen zu hohen 
Krafteinsatzes und zu großer Anspannung der Schlag gerade misslingt. Frank Nikolai ist da recht locker. Er will nicht 
zu viel, drangsaliert einen nicht auf gewollte Art mit Terroir, 
Spontangärung und Maischestandzeit, sondern schenkt
ein, bleibt ruhig und locker und freut sich dann aber doch 
über ein freundliches Nicken und Lächeln vom Konsumenten. Dabei ist genau das sein Konzept: harmonische Rieslinge zu erzeugen, die klar, feinfruchtig und filigran sind. 
Es geht Nikolai um Klarheit, Balance und das Gefühl von 
präzise gereifter Frucht. Das ist das genaue Gegenteil von 
einer riesengroßen, leuchtend-hellroten Supermarkterdbeere, die vorne am Gaumen alles Glück der Welt verspricht 
und hinten sang- und klanglos herunterfällt. Reife Frucht, 
das ist bei Frank Nikolai der Geschmack von Walderdbeeren, 
die subtiler, frischer, feiner sind. Zudem versteht Frank Nikolai die Kunst, seine Rheingauer Rieslinge durch eine gewisse Restsüße harmonisch auszubalancieren. Dieser anfangs 
eher „fructosige“ Eindruck schmilzt während der Reife ab, 
die mitunter sogar geleehaft verdickten Früchte von Steinobst und Weinbergpfirsich treten umso vitaler und gesünder hervor. Das ist vor allem auch beim Jahrgang 2010 so, in 
dem die Säure recht fordernd sein kann. Da sind die Weine 
von Frank Nikolai, gerade im feinherben Bereich, richtige 
Spaßdüsen und flotte Flitzer. Hinreichend gepflegt auch die 
für den Rheingau so stimmige Kabinettkultur: mit zwei rassigen trockenen Rieslingen aus der Hallgartener Schönhell 
und der Erbacher Michelmark. Feingliedrig nennt man das 
wohl, man könnte auch sagen, ausreichend komfortabel 
in der Frucht, ohne preistreibende Extras, und bei den Ersten Gewächsen mit dem beneidenswerten Enthusiasmus 
der noch immer ein wenig unterschätzten Erbacher Lagen 
Steinmorgen und Siegelsberg. Wie gut diese sind, zeigt
etwa das präzise gereifte 2009er Erste Gewächs aus dem 
Steinmorgen. Die ideale Liaison von Löss-Lehm und steinigem Taunusquarzit. Lichte Frucht und salzige Mineralität.
Frank Nikolai kennt seine Lagen eben ganz genau und weiß, 
wozu sie fähig sind. In der Probierstube sind die Bodenformationen dargestellt, die Charakteristika und Feinheiten. 
Und dazu gibt es ein herrlich unaufgeregtes Gefühl von 
substanzieller Feinkost. Man könnte jetzt das ganze Gedöns von Terroir und der geborenen Herkunft großer Weine 
antönen. Aber lassen wir das. Das Weingut Heinz Nikolai ist 
ein Bollwerk gegen dieses übertriebene Tamtam. Und dann 
kommt es beim Probieren irgendwann doch: dieses unwiederbringliche Gefühl, eine Entdeckung gemacht zu haben. Zum 
Glück von ganz alleine. 
VivArt SERVICE
Weingut Heinz Nikolai
Ringstraße 16, 65346 Erbach
06123 62708, www.heinz-nikolai.de


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen